Eine Porzellanpfeife mit einem Landshuter Motiv und Widmung vom 7. September 1830

  • Eine Neuerwerbung des Freundeskreises für die Museen der Stadt Landshut

(29.04.2021) Nicht immer sind es die spektakulären Dinge, die das Herz höherschlagen lassen. Entscheidender ist oftmals eher der persönliche oder ‒ auf die Verhältnisse eines Stadtmuseums übertragen ‒ der lokale Bezug. Und so war es ein seltener Glücksfall, dass dank Unterstützung des Freundeskreises vor einigen Wochen auf einer Auktion in Bonn für die Sammlung der städtische Museen eine Porzellanpfeife mit einer Ansicht der Oberen Altstadt und St. Martin ersteigert werden konnte. Nicht das durchaus häufiger anzutreffende Motiv in Anlehnung an eine Lithographie von Domenico Quaglio, 1819, machte die Pfeife jedoch interessant, sondern die rückseitige Widmung an den nachmaligen Landshuter Tabakfabrikanten Georg Fahrmbacher:

J. Pfister seinem G. Fahrmbacher[.] Zur Erinnerung an den 7ten September 1830.

Potentielle Sammlungsobjekte, die ihre Herkunft so unverstellt anzeigen, bilden naturgemäß eine seltene Ausnahme auch im Museumsalltag.

Der Empfänger, Georg Fahrmbacher, entstammte einer ursprünglich in Neuötting ansässigen Bürgerfamilie, die seit der Niederlassung Franz Xaver Fahrmbachers 1763 in Landshut die Stadt mit ihrem Unternehmergeist und bürgerschaftlichen Engagement für mehr als zweihundert Jahre mitgeprägt hat. Georg Fahrmbacher trat 1846 als Tabakfabrikant in die Nachfolge seines Vaters Max Alois ein. Die 1830 datierte Pfeife erhielt er ein halbes Jahr nach Vollendung seines 18. Lebensjahres. Möglicherweise hängt das Geschenk mit dem Abschluss seiner Schulzeit zusammen; allerdings ist Georg Fahrmbacher bislang nur 1823/24 als Schüler der Königlichen Studienanstalt Landshut zu greifen, danach verlieren sich seine schulischen Spuren. Bei dem Schenker dürfte es sich um den vierzehn Jahre älteren Landshuter Postbeamten Joseph Pfister handeln, der den Fahrmbacher familiär verbunden war. Sein ebenfalls im Postdienst tätiger Vater betrieb in der Rosengasse 354 eine Weinwirtschaft ‒ den nachmaligen »Schwarzen Hahn«.

Die jüngst erstandene Tabakpfeife ergänzt den Sammlungsbestand aufs Trefflichste: Als »Familienstiftung Fahrmbacher« konnten die städtischen Museen 1997 einen umfangreiches Konvolut an Porträts, Möbeln und weiteren Einrichtungsgegenständen aus dem Nachlass des letzten Fahrmbacher (1906‒1997) übernehmen, den man ‒ und hier rundet sich die Sache ‒ auf den Vornamen seines dem Tabak ›verfallenen‹ Vorfahren Georg getauft hatte. Mit den Porträts kam aus Familienbesitz auch ein Bildnis des Postbeamten Joseph Pfister in die Sammlung, das künftig zusammen mit der Porzellanpfeife ein kleines, aber feines Ensemble zur Landshuter Kulturgeschichte des 19. Jahrhunderts bilden wird.

Thomas Stangier M.A.