(16.04.2019) Die Landshuter Zeitung überging in ihrer Berichterstattung zu unserer Mitgliederversammlung vom 28.03.2019 (Lit. 20) den Vortrag unseres 2. Vorsitzenden Prof. Dr. Axel Holstege, in der er unsere Sicht auf die Berichterstattung in den Pressemedien zum „Landshuter Museumsstreit“ wiedergab. Für unsere Mitglieder geben wir hier den Wortlaut seiner Rede zu diesem Thema wieder.
Ein sehr anstrengendes und emotional geladenes Vereinsjahr liegt hinter uns. Ich darf Sie an unsere letzte Mitgliederversammlung erinnern, wo wir ein ungewöhnlich aggressives Vorgehen von einer Handvoll Mitgliedern gegen Vorschläge unserer Satzungsänderung erleben durften, was ich in dieser Form niemals erwartet hätte. Es hatte schwere Turbulenzen in unserer Versammlung ausgelöst. Wie konnte es dazu kommen?
Die personelle Neuorganisation im Bereich der Museen der Stadt Landshut war der eigentliche Auslöser für die öffentlich ausgetragene Querelen, den sog. Museumsstreit. Die Gegner dieser Entscheidung formierten und organisierten sich. Es gelang ihnen erstaunlich schnell, die Presse für sich und ihre Ziele zu vereinnahmen und übernahmen so in Landshut das Meinungsmonopol zu diesem Thema. Ebenso schnell hatte man sich auf Dr. Franz Niehoff als vermeintlich Schuldigen eingeschossen. Jede Meldung passte ins Konzept, die geeignet war seinen Ruf zu schädigen und damit die Wiederherstellung der alten Organisationsstrukturen zu erzielen.
Die öffentlichen Angriffe gegen den Leiter der Museen der Stadt Landshut fanden ihren Höhepunkt in gleichlautenden Artikeln vom 25.September 2018 in der LZ und der Münchner Abendzeitung, die ihn plakativ als Lügner darstellten. Illustriert wurde der Artikel entsprechend mit einem Bild von Dr. Niehoff mit retuschierter langer Nase: wahrlich kein Höhepunkt des lokalen Journalismus. Obwohl es der Verfasser der Artikel eigentlich hätte besser wissen müssen, wurde ich gleich auch noch in der Öffentlichkeit als Lügner hingestellt.
Ich möchte nicht falsch verstanden werden. Die Presse hat eine enorm wichtige Aufgabe in unserer Demokratie und eine kritische und gut recherchierte Berichterstattung ist von enormer Bedeutung. Einseitige Darstellungen vermischt mit „alternativen Fakten“, wiederholte Wiedergabe der einseitigen Ansichten ein- und desselben Informanten oder der Bezug auf Leserbriefe als Informationsquelle wie es die SZ getan hat, sind das Gegenteil einer seriösen investigativen Pressearbeit.
Leider verfehlte diese Informationspolitik ihre Wirkung in Landshut nicht: leider auch nicht auf einige Mitglieder unseres Freundeskreises. Einige wurden verunsichert oder kündigten gar ihre Mitgliedschaft auf. Hierbei gaben sie teilweise Gründe an, für die der Freundeskreis Stadtmuseum tatsächlich nicht verantwortlich gemacht werden konnte. Der Freundeskreis Stadtmuseum ist weder Verursacher des derzeitigen „Museumsstreits“ noch ist er dessen Brandbeschleuniger.
Für den Vorstand war diese folgenreiche und ungute Entwicklung ein Zeichen zu handeln und zur Aufgabe der Neutralität. Wir wollten nicht mehr länger zusehen, wie nicht nur Dr. Franz Niehoff sondern auch die Museen der Stadt Landshut und unsere Stadt als Museumsstadt in Verruf gerieten. Zudem hatte die öffentliche negative Stimmungsmache auch das Potential, eines der wichtigsten Ziele unseres Vereins zu gefährden – nämlich den Weiterbau des LANDSHUTmuseums.
Nach intensiven Diskussionen hat sich der Vorstand daher entschlossen, eine Reihe von Maßnahmen zu ergreifen.
- Wir haben Informationen zu über 20 in der Öffentlichkeit gemachten falschen oder Sinn entstellenden Kernaussagen gesammelt und bewertet. Diese haben wir Ihnen zukommen lassen, so dass jeder sich selbst ein Bild zu den in der LZ und SZ veröffentlichten Informationen machen kann. Auf unserer neu gestalteten Homepage (www.landshutmuseum.de) finden Sie diese Aussagen unter dem Reiter: was gesagt werden muss…
- Wir haben weiterhin Gespräche mit Redakteuren der LZ und der SZ geführt. Wir haben uns an die Deutsche Presseagentur gewandt (DPA) und auf fehlerhafte Meldungen ihrer Korrespondenten hingewiesen. Schließlich haben wir eine Beschwerde beim Deutschen Presserat gegen die LZ und die Münchner Abendzeitung eingelegt. Man wird abwarten müssen, wie die Entscheidung dort ausfällt.
Ich gebe Ihnen nur ein Beispiel, das zeigt, wie eine extrem rufschädigende Nachricht entstehen kann: Uli Karg berichtete in der Landshuter Zeitung vom 24. Febr. 2018, Dr. Franz Niehoff habe Fritz Koenigs kunsthistorischen Rang durch die Einordnung als „bedeutendsten Künstler Niederbayerns im 20. Jahrhundert“ in seiner Rede marginalisiert.
Diese Aussage ist schlichtweg falsch. Sie wurde aber dennoch in gleicher Weise in einem Artikel der SZ vom 25.08.2018 -also 6 Monate später- ohne Prüfung übernommen. Die vollständige Redepassage von Dr. Franz Niehoff enthält keineswegs eine Marginalisierung. Rhetorisch spannte er einen dreistufigen Bogen zur Verordnung des Werks von Fritz Koenig: er beginnt mit Fritz Koenigs Verwurzelung in Niederbayern, betont dann seine überragende Rolle für die Kunst in Bayern und endet mit dem Hinweis auf den Weltkünstler: „Heute Abend erinnern wir an den vor einem Jahr verstorbenen, bedeutendsten Künstler Niederbayerns im 20. Jahrhundert, an den Staatskünstler Bayerns im Gefolge und Range eines Ludwig von Schwanthaler. Wir nehmen sein Werk und Schaffen zum Anlass, um Landshuts Weltanschluss durch Koenigs Kunst fortan zu profilieren“.
Man hätte einfach nur genau zuhören müssen. Das konnte oder wollte man nicht. Durch Weglassen von nur einem Satz erzeugte man eine „alternative Wahrheit“, die dem Verfasser besser ins Konzept passte.
Ich bedaure die Spaltung der Landshuter Gesellschaft in der Museumsfrage sehr. Selbstverständlich sind Personalentscheidungen -und eine solche ist die Ursache des Streites- nicht einfach und für den Betroffenen furchtbar. Es wäre aber klug, wenn in dieser Frage statt Eskalation Deeskalation betrieben würde. Ich möchte diesen leidigen Punkt damit beenden, der uns schon viel zu sehr in unserer eigentlichen Arbeit behindert hat. (AH)
Lit. 20 M. Stolzenberg. Das Traumrevier rückt näher. Freundeskreis erleichtert: Neues Stadtmuseum jetzt unumkehrbar. Landshuter Zeitung, S. 27 vom 30.03.2019. �